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Die Geschichte vom Rollibock


RollibockDer Rollibock, der Gehörnte am Grossen Aletschgletscher. Vor langer Zeit wollte ein wilder Jäger im Gebiet des Märjelensees am Grossen  Aletschgletscher Kristalle sammeln. Er fand auch beim Eggishorn eine Menge Edelsteine und füllte sich seine Taschen damit voll. Er zerstörte bei seiner Gier so viele Kristalle, sodass sein Weg gekennzeichnet war mit zerschlagenen Edelsteinen. Gegen Abend kehrte er zum mystischen Märjelensee zurück. Hier hatte er in seinem Eifer seine Waffe mit Provianttasche liegen gelassen. Mit grossem Hunger macht er sich an seine Nahrung. Doch sobald er das Brot berührte, war es Stein und das Trockenfleisch ebenso. Fluchend liess er beides fallen. Doch als es den Boden berührte, erlangte es wieder seine ursprüngliche Gestalt. Zornig warf der Jäger nun seine Nahrung weit von sich und suchte in den Fiescherhörnern ein Nachtlager auf, da die Nacht langsam hereinbrach. Am nächsten morgen machte sich der Jäger auf die Jagd. Schon nach kurzer Zeit erblickte er einen prächtigen Bock und schoss ihn. Als er mit dem Ausweiden des Tieres beschäftigt war, erblickte er unweit von seinem Standort eine Gams, welche trauernd neben ihrem Zicklein mit gebrochenem Lauf stand. Da wurde der Jäger erneut von seinem Jagdtrieb gepackt. Er schoss erst das Muttertier und tötete anschliessend auch das wehrlose Zicklein ohne Erbarmen. Da deckte sich der Himmel mit dunkeln Wolken zu und ein beissender Sturm fegte über die Gegend der Märjela. Der Wilderer schulterte seine erlegten Trophäen und zog erneut gegen den Märjelensee, wo sich das eisige Wasser bis hinüber zum Grossen Aletschgletscher staute.

Hier wartete ein Fährmann, ein altes Männchen mit langem grauen Bart und forderte den Jäger auf, zu ihm ins Boots zu steigen um ihn anschliessend an das rettende Ufer des Grossen Aletschgletschers zu bringen. Das kam dem Jäger gerade recht und er nahm das Angebot des Fährmanns dankend an. Doch der alte Fährmann fuhr nicht ans rettende Ufer, sondern steuerte geradewegs in den Gletscher hinein. Der Jäger forderte den Fährmann auf sofort umzukehren, doch der Sturm wehte so stark und es regnete nun derart in Strömen, dass der Jäger nicht einmal mehr seine eigene Stimme hörte. Als das Boot nun den Gletscher erreichte, legte der Fährmann sein Ruder nieder, richtete sich auf, wuchs aus sich heraus und war plötzlich riesengross. Er hatte die Gestalt eines Bocks mit grossen Hörnern und feurigen Augen angenommen und sein ganzer Leib war statt mit Haaren mit Eiszapfen behängt, welche ein furchtbares Klingeln verursachten.

Mit tieftrauriger Miene blickte der Rollibock den Jäger an und sprach mit hallender Stimme: „Warum zerstörst du mein Reich? Was habe ich dir getan? Du kannst alles haben, was du benötigst, aber warum zerstörst du mein Gestein und tötest meine Kinder?“ Der Jäger verstummte voller Angst. Scham über sein Handeln ergriff ihn. Da öffnete sich der Gletscher und das Boot versank im eisigen Wasser des Märjelensees.